Schadstoffe in Museen
Museen sind Orte, an denen Gegenstände vor dem Verlust in Raum und Zeit bewahrt werden sollen. Dazu bedürfen sie aber auch eines besonderen Schutzes. Schon seit vielen Jahrzehnten werden hierfür konservierende Maßnahmen vorgenommen. Der Einsatz von solchen Mitteln bedeutet häufig die Verwendung von giftigen Substanzen. Damit kann aber auch die Gesundheit von denjenigen gefährdet werden, die mit diesen Archivgütern noch umzugehen haben.
Konzept: Schadstoffberatung für Museen
Schadstoffe in Museen: Erkennen und Gefährdungen beurteilen
Beratungsgegenstand ist der Arbeits- und Objektschutz. Die Gefährdungssituation ergibt sich aus der Bewertung von Analysenergebnissen.
Ursache für die Schadstoffexposition sind gesundheits- und materialgefährdende Substanzen, die in der Vergangenheit im Rahmen von präventiven konservatorischen Maßnahmen zum Erhalt und Schutz des kulturellen Erbes Anwendung fanden.
Aus arbeitsrechtlicher Sicht ist ein dringender Handlungsbedarf gegeben, da nachweislich eine Vielzahl von Objektoberflächen mit chlorsubstituierten organischen Verbindungen kontaminiert sind. Wesentliche Belastungen der Raumluft mit krebserregenden und neurotoxischen Wirkstoffen wie Pentachlorphenol (PCP), g-Hexachlorcyclohexan (Lindan) oder Pentachlorcyclohexen (PCCH) sind zu erwarten.
Die Charakterisierung des Gefährdungs- und Risikopotentials erfolgt über die Durchführung einer Gefahrenidentifikation, Expositions- und Effektbewertung. Die Strukturierung des Aufgabenprofils erfolgt über eine methodische Einordnung der unterschiedlichen Arbeits- und Aufenthaltsbereiche, wobei eine Einteilung in Risikogruppen vorgenommen wird.
Die Gefährdungsanalyse basiert auf der Bewertung der Arbeitsplatzsituation in Hinblick auf Art und Dauer der Exposition bei der Durchführung routinemäßiger Arbeitsabläufe.
Auf dieser Grundlage wird die Analysenstrategie zur Bestimmung der Schadstoffgefährdung erstellt.
Ebenso sind die Messergebnisse im Hinblick auf ihre Relevanz für den Objektschutz einzuordnen.
Vor dem Hintergrund des optimierten Personen- und Objektschutzes bedarf es eines umfassenden Ansatzes. Das Konzept folgt daher dem Prinzip eines „Baukastensystems“. Die einzelnen Teilergebnisse dienen als Grundlage zur Erstellung von Betriebsanweisungen und Handlungsanleitungen sowie zur Planung von baulichen Maßnahmen. Wir bieten an, diese Ergebnisse auch im Vorfeld transparent mit der Institutsleitung, Restauratoren, Sicherheitstechnikern, Hausangestellten und Arbeitsmedizinern zu kommunizieren.
Die Aufbereitung der Ergebnisse ist eine wichtige Entscheidungshilfe und bietet damit die Grundlage für ein weiteres, zielgerichtetes Handeln.
Zielsetzung des Konzepts "Schadstoffberatung für Museen"
Umfassende Beratung und fundierte Bewertung zur Optimierung von Arbeits- und Objektschutz, die sich aus den folgenden Elementen zusammensetzt:
Erfassung des Ist-Zustandes
- Schadstoffmessung
- Überprüfung von Innenraumrichtwerten
- Handlungsempfehlungen und -anleitungen
- Gefährdungsbeurteilung
Modul I: Erfassung des Ist-Zustandes in Büro-, Depot- und Arbeitsräumen
- Erfassung der Lagerungsbedingungen und Zustandsbeschreibung zur Beurteilung von möglichen Querkontaminationen und der Verwendung von Biozidprodukten für bestimmte Objektgruppen.
- Mitarbeiterbefragung zur aktuellen Verwendung von Gefahrstoffen und vorangegangenen Schadstoffbehandlungen.
- Auswertung der Chemikalien- und Gefahrstofflisten (Chemikalien-Entsorgungslisten).
- Erfassung von baulichen und klimatechnischen Gegebenheiten.
- Analyse und Bewertung möglicher Kontaminationswege im Rahmen betrieblicher Abläufe zur Durchführung von Ausstellung, Leihverkehr, Dokumentation und Restaurierung.
- Dokumentation, Zusammenfassung und Bewertung der jeweiligen Arbeitsplatzsituation und der darin durchgeführten Tätigkeiten.
Modul II: Qualitative und quantitative Schadstoffanalyse an Material-, Staub und Luftproben
- Untersuchung von Oberflächenkontaminationen
- Untersuchung von Material- und Staubproben
- Durchführung von Raumluftmessungen
- Untersuchung an staubgebundenen Schadstoffen (Depositionssammlung)
- Erstellung eines Analysenberichtes mit Ergebnisauswertung
Eingesetzte Verfahren:
- Schadstoffscreening mittels zerstörungsfreier portabler Röntgenfluoreszenzanalyse (p-RFA) Qualitativer Nachweis von Elementen u.a. Arsen, Blei, Chlor, Quecksilber und andere.
- Raumluftmessungen auf leicht- und mittelflüchtiger Substanzen (u.a. Formaldehyd, Essigsäure, VOC, Naphthalin, Chlornaphthaline)
- Raumluftmessungen auf schwerflüchtige Substanzen (u.a. PCP, Lindan, Pentachlorcyclohexen, DDT, Dichlorvos)
- Raumluft- und Materialuntersuchungen auf Schimmelpilze
- Hausstaub-Untersuchungen auf schwerflüchtige Substanzen (u.a. PCP, Lindan, DDR, PCSD/PCAD) und Schwermetalle (u.a. Arsen, Blei, Cadmium, Quecksilber)
- Depositionsmessungen auf Schwermetalle
- Material-Untersuchungen auf schwerflüchtige Substanzen (u.a. PCP, Lindan, DDR, PCSD/PCAD) und Schwermetalle (u.a. Arsen, Blei, Cadmium, Quecksilber)
- Raumluftmessung auf Quecksilber mit Differenzierung zwischen Gesamt-Gehalt, "Sublimat"- und metallischem Quecksilber
Modul III: Erstellung einer praxisgerechten Betriebsanweisung mit systematischer Zusammenfassung der wichtigsten Betriebssicherheitsaspekte und Handlungsanleitung.
- Gefährdungsbeurteilung gemäß der aktuellen Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) und Verordnung (EU) Nr. 528/2012 sowie den Technischen Regeln für Gefahrstoffen (TRGS) und Empfehlungen des Ausschusses für Gefahrstoffe (AGS), der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der Unfallkrankenkassen und Berufsgenossenschaften.
- Vorgaben zur Arbeitsschutzkleidung, stoffspezifische Schutz- und Hygienemaßnahmen.
Betriebsspezifische Handlungsanweisungen zum Umgang mit kontaminierten Exponaten.
- Empfehlung zur Umsetzung baulicher Maßnahmen (Geregelte Zu- und Abluftanlage, Einrichtung von Schwarz-Weiß-Bereichen etc.).
- Erstellen von Schutzmaßnahmen und Verhaltensregeln in Zusammenarbeit mit dem zuständigen Arbeitsmediziner und Sicherheitsingenieur.
- Konzeptionierung der Betriebs- und Arbeitsanweisung für jeden einzelnen Arbeitsbereich.
ARGUK-Umweltlabor GmbH
Dr. Wigbert Maraun, ö.b.u.v. Sachverständiger für Geruchsbelastungen u. Schadstoffe in Innenräumen (IHK Frankfurt/M.)
Kontakt:
Telefon: 06171 – 71817 oder e-mail
Herr Dr. Maraun, Dipl.-Chem., ist bereits seit mehr als 35 Jahren als Analytischer Umweltchemiker und Gutachter auf dem Gebiet der chemischen und mikrobiologischen Innenraumschadstoffe tätig. Er verfügt über fundierte Erfahrungen für die Probenahme, Analytik und Bewertung von gebäudebezogenen und nutzungsbedingten Schadstoffen. Dies bildet eine wesentliche Schnittstelle für die Schadstoffbewertung des Gebäudes selbst und den Exponaten, insbesondere hinsichtlich der Bewertung eingesetzter Chemikalien während der Nutzung von Kulturgütern oder zu deren Konservierung. Sein wissenschaftliches Interesse mündet auch in die Forschung von Innenraumschadstoffen.
Ausgewählte Publikationen
W. Maraun.:
Bestimmung von Quecksilber in der Raumluft, Januar 1997 / Mai 2011. Vortrag zum AGÖF Fachgruppentreffen am 14.09.2017 in Springe-Eldagsen
W. Maraun:
Adhäsion und andere physikalische Vorgänge als primäre Auslöser von Schwarzstaub-Ablagerungen in Gebäuden,
Vortrag zu den 24. WaBoLu-Innenraumtagen vom 15.-17. Mai 2017 in Berlin
E. Spiegel, B. Paz, W. Maraun: Wenn Museumsobjekte gefährlich werden - Präventive Konservierung und Arbeitsschutz in Museen. ICOM-Mitteilungen, Heft 38, 2016, S. 48-49
B. Paz, E. Spiegel, W. Maraun.:
Kontaminiertes Kulturgut. Ein ganzheitlicher Lösungsansatz. In Restauro, Heft 8/2015, Seite 58-61
S. Pfeil, W. Maraun, Th. Kerber, Ch. Wimmer:
Krebserzeugendes Arsen in Tierpräparaten - das gesundheitsgefährdende Potential und der korrekte Umgang mit wissenschaftlich wertvollen Präparaten. Januar 1997 / Mai 2011.
H. Obenland / S. Pfeil,: Studie zu Vorkommen und gesundheitlicher Bedeutung von Polychlorierten Biphenylen (PCB) in Innenräumen. November 2004.
M. Binder, W. Maraun, H. Obenland:
Die Belastung von Innenraumluft und Hausstaub durch Isothiazolone aus Wandfarben. In: Umwelt, Gebäude & Gesundheit, Hrsg. Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Forschungsinstitute (AGÖF), Springe-Eldagsen September 2001, S. 225 - 230.
H. Obenland, W. Maraun, Th. Kerber, S. Pfeil, J. Angles-Angel: Eulan WA Neu/Eulan U 33. Wirkstoffe und Vorkommen in Hausstäuben. In: Zeitung für Umweltmedizin, Heft 1/1998, S. 24 – 29.
Kooperationspartner:
Paz Laboratorien für Archäometrie
Dr. rer. nat. Boaz Paz, 55543 Bad Kreuznach, www.paz-lab.de
Kontakt:
Tel.: 0671 – 483 483 64 oder e-mail: info[at]paz-lab.de
Herr Dr. Boaz Paz verfügt über langjährige Erfahrungen in der Untersuchung von Kunst- und Kulturgütern mit naturwissenschaftlichen Methoden. Im Rahmen seiner wissenschaftlichen Tätigkeit an verschiedenen Hochschulen und Museumslaboratorien hat er sich auf die zerstörungsfreie und minimalinvasive Materialanalyse von antiken und wertvollen Objekten spezialisiert.
- Zerstörungsfreie Analysen „vor Ort" mit portablen Geräten
- Schadstoffanalysen an mit Bioziden belasteten Kunstobjekten
- Gefährdungsbeurteilung
- Weiterbildungskurse und Workshops
Care for Art
Dr. Elise Spiegel, 82031 Grünwald
Kontakt:
Telefon: 0177 – 8343714 oder e-mail: E.Spiegel[at]care-for-art.de
Frau Dr. Elise Spiegel ist Expertin für präventive Konservierung - insbesondere für schadstoffrelevante Problemstellungen im Museumsumfeld. Ihre Expertise basiert auf wissenschaftlicher Forschung und mehrjähriger Berufserfahrung als Konservierungswissenschaftlerin im In- und Ausland. Als Dozentin am Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaften an der Fachhochschule Köln (CICS) sowie am Institut für Archäologie, Bauforschung und Denkmalpflege (IABD) an der Otto-Friedrich-Universität zu Bamberg verantwortete sie diverse Lehrveranstaltungen im Bereich der präventiven Konservierung mit dem Schwerpunkt Schadstoffe. In ihrer Promotion zum Thema „Emissionen im Museum – Ein Gütezeichen für emissionsarme Ausstellungsmaterialien und Vitrinen als mögliches Instrument zur Schadstoffbegrenzung“ beschäftigte sie sich intensiv mit den Möglichkeiten der Schadstoffreduzierung und des Objektschutzes im Museum.